Maurice Cling - Ein KZ-Überlebender besucht den Denkort
Maurice Cling
Copyright: Denkort Bunker Valentin/LzpB![]()
Maurice Cling und Mitarbeiter_innen des "Denkort Bunker Valentin" während des Besuches
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Maurice Cling
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Maurice Cling und Mitarbeiter_innen des "Denkort Bunker Valentin" während des Besuches
Copyright: Denkort Bunker Valentin/LzpB
Maurice Cling, ein Überlebender der Konzentrationslager Auschwitz und Dachau, besuchte Ende 2014 den Denkort Bunker Valentin. Angereist anlässlich einer Abendveranstaltung in Bremen zum Thema Erinnerungspolitik nutzte Maurice Cling die Gelegenheit, sich vor Ort über den Bunker Valentin und seine Geschichte zu informieren und sich mit den Mitarbeiter_innen des Denkorts über das Konzept der zukünftigen Gedenkstätte auszutauschen.
Hierbei entstanden anregende Gespräche über die neue Außenausstellung und das zukünftige Wegesystem auf dem Gelände des Bunkers. Maurice Cling begrüßte die Entwicklung zur Gedenkstätte und dass Teile des Bunkers somit nun bald der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Den thematischen Schwerpunkt dabei auf das System der Zwangsarbeit und die Arbeitsbedingungen zu legen, stelle auch für ihn eine zentrale Rolle dar. Deutlich brachte er seine Sorge über den Umgang mit historischem Bildmaterial zum Ausdruck: Mit solchen Bildern sei vorsichtig zu verfahren. Die meisten Aufnahmen wurden im Auftrag der Nationalsozialisten in einer Situation der totalen Kontrolle über die fotografierten Menschen aufgenommen worden und zeigen nicht die Realität des Leidens auf der Baustelle und in den Lagern. Erst durch die Erzählungen ehemaliger Zwangsarbeiter über das Erlebte vor Ort vermittle sich ein konkreterer Eindruck von dem Geschehen auf der Baustelle. Dass diese Erzählungen und Berichte im Konzept des Denkortes einen großen Platz einnehmen werden, wie beispielsweise bei den freigelegten Resten einer ehemaligen Betonmischanlage, empfand Maurice Cling als positiv.
Maurice Cling wurde 1944 im Alter von 15 Jahren im von den Deutschen besetzen Frankreich verhaftet und mit seiner Familie in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Seine Eltern und sein Bruder wurden dort ermordet. Er selbst wurde im Lager zur Zwangsarbeit eingesetzt und überlebte im Januar 1945 einen Todesmarsch von Auschwitz in das Konzentrationslager Dachau. Im April 1945 konnte er schließlich auf einem weiteren Todesmarsch des KZ-Dachau im bayrischen Mittenwald von den Alliierten befreit werden.
Bereits als junger Mann engagierte sich Maurice Cling nach dem Krieg in Verbänden von Überlebenden wie der Amicale d‘Auschwitz. Als Publizist und emeritierter Professor für Anglistik an der Pariser Universität analysiert er das System des Nationalsozialismus in Frankreich und Europa und bezieht Position zur Gedenkpolitik.
Am Abend seines Besuches in Bremen sprach Maurice Cling vor 200 Besucher_innen auf einer Veranstaltung im „Kulturzentrum Lagerhaus“ über Erinnerungspolitik, seine Rolle als Zeitzeuge von den Verbrechen der Nationalsozialisten, und über die aktuelle politische Situation in Frankreich. Nach einem zweistündigen Gespräch verabschiedete Maurice Cling sich bei dem Publikum mit den Worten:„Und nun vergesst mich und meine Person. Denkt an diejenigen die nicht mehr hier sein können weil sie ermordet wurden. Und vergesst dabei nicht diejenigen, die für diese Verbrechen verantwortlich sind.“