Grußwort von Ludwig Baumann, Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz
Ludwig Baumann
Copyright: Denkort Bunker Valentin/LzpB
Die Geschichte des Bunkers beschäftigt mich seit Beginn der 1980er Jahre. Damals begann eine öffentliche Debatte um die militärische Nachkriegsnutzung durch die Bundeswehr. Erste Interviews mit ehemaligen Zwangsarbeitern kamen in die Öffentlichkeit – und auch die Forderungen nach der Einrichtung eines Gedenkortes wurden laut.
Ich erinnere mich an die grossen Buchstaben, in denen Leute nachts heimlich eine Parole gegen den Krieg an der Aussenwand des Bunkers anbrachten. Die Parole entfernte die Bundeswehr ganz schnell wieder. Aber was bitte war an der Losung „Nie Wieder Krieg“ verkehrt?
Endlich wird der Bunker „Valentin“ nun zu einem Ort, der an die Menschen erinnert, die als Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge für die Nazis dieses monströse Bauwerk errichten mussten. Viele von ihnen überlebten die unmenschlichen Bedingungen auf der Baustelle der Kriegsmarine nicht.
Ich erhoffe mir, dass an diesem Ort auch die Rolle der Kriegsmarine insgesamt thematisiert wird, denn deren verbrecherische Taten wurden nach dem Krieg viel zu lange heruntergespielt oder beschönigt. Bereits in den Anfangstagen des deutschen Angriff- und Vernichtungskrieges spielte die Flotte der Kriegsmarine eine wesentliche Rolle.
Marinerichter verurteilten tausende Menschen zum Tode, die sich diesem Kriegseinsatz entzogen. Grossadmiral Dönitz verfügte unnachgiebige Härte gegen sogenannte Fahnenflüchtige. Ich hatte Glück, dass ich als einer der wenigen von uns Wehrmachts-Deserteuren überlebte.
Ich freue mich sehr über die Eröffnung des Denkorts Bunker Valentin. Dieser Ort soll dazu beitragen, dass die Verbrechen der Nazis und die Grausamkeit von Krieg und Zwangsarbeit niemals in Vergessenheit geraten. Und dazu anregen den Sinn von Krieg und Rüstungsproduktions auch in der heutigen Zeit zu hinterfragen und sich einzusetzen - für ein gewaltfreies Handeln, Gerechtigkeit und den Frieden.
Hierfür wünsche ich dem Denkort viele Besucherinnen und Besucher.
Ludwig Baumann, Wehrmachtsdeserteur
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