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MENETEKEL

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Konzert mit Projektionen | 8. Oktober 2020

 

Am 8. Oktober 2020 interpretierte der international bekannte Cellist Stephan Schrader, Mitglied der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, die 24 Präludien op.100 (1968) von Mieczyslaw Weinberg am Denkort Bunker Valentin. Der in Israel geborene und in Berlin lebende Multimedia-Künstler Assaf "Safy" Etiel, ein VJ-Pionier der Berliner Club-Szene, untermalte das Konzert mit einer Videoprojektion, für die er seltene historische Fotografien und Filmsequenzen aus dem Bremen 1944/45 mit den heutigen Strukturen der Bunkerhülle vermengte. Für die Einrichtung des Konzerts zeigte sich Peter Schenk, Kulturintendant der Arbeitnehmerkammer Bremen, verantwortlich.

Der russische Komponist und Pianist Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) stammte aus einer jüdisch-polnischen Familie. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen flüchtete er zunächst nach Minsk, dann 1941 nach Taschkent und schließlich 1943 nach Moskau. Dort blieb er bis an sein Lebensende und hinterließ ein großes und vielfältiges Gesamtwerk. Er gilt als „einer der wichtigsten russischen Komponisten“ (Die ZEIT). Seine Familie wurde von den Nazis ermordet. Komponieren begriff er bis zuletzt als Trauerarbeit: "Ich sehe es als meine moralische Pflicht, vom Krieg zu schreiben, von den Gräueln, die der Menschheit in unserem Jahrhundert widerfuhren".

Über Mieczyslaw Weinbergs 24 Präludien op.100 für Cello solo sagt Stephan Schrader:


"Sie sind wohl einzeln zu spielen, ergeben aber auch in der gedruckten Reihenfolge einen sehr schlüssigen, bewegenden Zyklus äußerst kontrastreicher kurzer Stücke. Verschiedenste spieltechnische Anforderungen beziehen sich teilweise aufeinander: Intervallfolgen und Motive kehren mehrfach wieder. Passagen wirken wie spukhafte Fetzen von Erinnerungen oder im Kopf kreisender Gedanken, Bilder und Klänge. Etwa, wenn bekannte Cellowerke von Schumann und Schostakowitsch zitiert werden, choralhafte oder marschartige Klänge auftauchen, jüdische Folklore oder verzerrte Kinderlieder (wie Abzählverse) anklingen. Oder auch, wenn Formen von Tänzen, einem Trauermarsch, einer Sarabande oder einem Wiegenlied aufeinander folgen. Auch wenn es heftige Ausbrüche gibt, so überwiegt doch ein sehr dichter, persönlicher, introvertierter Tonfall."


Am Denkort Bunker Valentin wurden Weinbergs Präludien op.100 durch Stephan Schrader einem beeindruckten und nachdenklichen Publikum virtuos dargeboten. Passagen des in sich sehr schlüssigen, bewegenden Zyklus kontrastreicher kurzer Stücke wirkten wie spukhafte Fetzen von Erinnerungen oder im Kopf kreisender Gedanken, Bilder und Klänge. Zitiert wurden nicht nur Schumann und Schostakowitsch, sondern auch choralhafte und marschartige Klänge, Tänze, verzerrte Kinderlieder und jüdische Folklore. Trotz teilweise heftiger Ausbrüche überwog ein dichter, persönlicher, introvertierter Tonfall.

Gleichzeitig offenbarte sich in der begleitenden Videoprojektion, wie die Zeit von der Natur überschrieben wird. Die Verwitterungen der Bunkerhülle bildeten reliefartige Strukturen, die wie Gespenster aus der Vergangenheit anmuteten, wie ein Menetekel, eine unheilverkündende Warnung. Zeichen eines vergangenen Unheils und ein Warnzeichen für die Zukunft.


"Ich fragte mich, ob in den Flechten an den Außenwänden und durch ihre Abstraktion nicht abstrakte menschliche Formen erscheinen und diese als Überreste der zahlreichen Menschen an diesem Ort gelesen werden können – sie zeigen Spuren des Verlustes und der Entwürdigung, um den Menschen jedoch mit Gedenken und Würdigung ihrer Geschichte begegnen zu können." (Assaf Etiel)


MENETEKEL war eine Kooperationsveranstaltung vom Denkort Bunker Valentin / Landeszentrale für politische Bildung Bremen und der Arbeitnehmerkammer Bremen im Rahmen von RAW Spezial und der Nachholtermine der Reihe "75 Jahre Kriegsende in Europa".

MENETEKEL
(c) Henry Fried

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(c) Henry Fried

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