Bericht über das Förderprojekt
Fotos auf dieser Seite: Comic-Workshop mit Jens Genehr in Bremen, (c) Denkort Bunker Valentin / LzpB, Sophia Segler
Das Projekt "Fremdarbeit – Zwangsarbeit – Gastarbeit: Arbeit und Identität in Geschichte, Gegenwart und Zukunft" (2019-2022) arbeitet mit Jugendlichen aus Berlin und Bremen pädagogisch zur Geschichte und Gegenwart von Arbeitsmigration. Es wird von der Landeszentrale für politische Bildung Bremen als Trägerin des Denkort Bunker Valentin und der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz (GHWK, Berlin) organisiert und betreut. Beteiligt sind 8 Jugendliche aus Bremen und 11 Jugendliche aus Berlin, die sich um die Teilnahme am Projekt beworben haben.
Inhaltlicher Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart von Arbeitsmigration und die Rolle von Arbeit für die individuelle und kollektive Identität.
Welche Identitäten stiftet Arbeit auf persönlicher wie auf gesellschaftlicher Ebene? Welche Teilhabe an Gesellschaft ermöglicht Arbeit? Welche Ausschlussmechanismen greifen, wenn die Teilhabe an Arbeit nicht möglich oder nur für stigmatisierte Felder möglich ist bzw. ganz verweigert wird? Welche Inklusions- und Exklusionsprozesse sind mit dem Komplex Arbeit in unterschiedlichen historischen Epochen verbunden gewesen? Im Zentrum dieser Fragen steht die Auseinandersetzung mit Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus, ergänzt durch die Geschichte der Arbeitsmigration, sowohl in der BRD (Beschäftigung mit sogenannten „Gastarbeiter:innen“) als auch der ehemaligen DDR (Beschäftigung mit ehemaligen Vertragsarbeiter:innen).
Wesentliches Element des Projektes ist der Austausch zwischen den beteiligten Schüler:innen. Während gegenseitiger Besuche in Bremen und Berlin stellten sich die Jugendlichen gegenseitig den jeweiligen konkreten historischen Ort und ihre Stadt vor. Während der historische Ort jeweils das Thema Zwangsarbeit im NS-Kontext in den Mittelpunkt stellte, thematisierten die Stadterkundungen die Arbeitsmigration während des Kaiserreichs, der Gründung von Arbeiter:innen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Migration einerseits die aufnehmende Gesellschaft andererseits die Biografien der Migrant:innen selbst und die Gesellschaft in ihren Herkunftsländern beeinflussten bzw. veränderten. In Berlin stand die Arbeitsmigration durch Vertragsarbeit der ehemaligen DDR, sowie Rassismus und Ausgrenzung durch die deutsche Mehrheitsgesellschaft im Fokus des Lernens. Während dieser Treffen wurde eine weitere gemeinsame Reise vorbereitet: Sie soll im Frühjahr 2022 in ein Ausgangsland von Zwangsarbeit während der NS-Zeit führen. Die Teilnehmer:innen werden dabei erfahren, welche Konsequenzen die gewaltsame Verschleppung von Menschen zur Zwangsarbeit nach Deutschland zeitgenössisch, aber auch in den folgenden Generationen hatte. Angedacht ist die Bearbeitung dieses Themas anhand konkreter Biografien von ehemaligen Zwangsarbeiter:innen.
Alle Fragestellungen und Inhalte sind stetig mit Fragen an die Gegenwart verbunden: Welche Bedeutung hat Erinnerung an diese Geschichte für Jugendliche heute? Was hat die Vergangenheit mit der persönlichen und gesellschaftlichen Realität zu tun? Die gemeinsame Entwicklung von Fragen und die gemeinsame Erarbeitung von Antworten ist dabei ein wesentliches Element aller Aktivitäten. Im Laufe des Projekts werden interdisziplinäre Workshops u.a. durch den Künstler Roman Kroke angeboten, in denen die künstlerische Auseinandersetzung mit den Projektthemen eine weitere Möglichkeit für die individuelle und kollektive Reflexion bietet. Das Projekt wird medienpädagogisch begleitet und in Form einer Website, die die Jugendlichen selber gestalten, dokumentiert.
Förderer sind Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Bremer Landeszentrale für politische Bildung.