Verscharrt in der Feldmark
Wie viele Menschen genau beim Bau des Bunkers "Valentin" ums Leben kamen, ist bis heute unklar. Vermutlich starben bis zu 1.600 Menschen. Viele waren Häftlinge des KZ-Außenlagers Farge und des "Arbeitserziehungslagers" in Farge der Bremer Gestapo. Sie wurden auf einem provisorischen Gräberfeld verscharrt, das zwischen beiden Lagern lag.
Umgang mit den Toten
Im Oktober 1945 beschlossen die amerikanische Militärregierung und der Bremer Senat die Errichtung eines "KZ-Ehrenfriedhofs" in Farge. Die Pläne wurden allerdings nie verwirklicht, weil es Streit wegen der Finanzierung gab. Die Toten aus Farge wurden stattdessen im Frühjahr 1949 exhumiert und in einem Ehrengrab für die Toten der Bremer Konzentrationslager auf dem Friedhof in Bremen-Osterholz beigesetzt. Für die Bergung der Leichen wurde auch die örtliche Bevölkerung herangezogen, vor allem ehemalige Parteimitglieder.
Zufallsfunde
Im Juni 1949 stießen Bauarbeiter beim Abbaggern von Kies im Bereich der gesprengten Treibstofftanks der Kriegsmarine auf die sterblichen Überreste weiterer Häftlinge, die bei der Exhumierung im Frühjahr übersehen worden waren. Ihre Leichen waren nicht in Einzelgräbern bestattet, sondern übereinander in eine Grube geworfen und mit Sand überdeckt worden. Bei den Toten wurden sechs Erkennungsmarken gefunden. Die Nummern deuten darauf hin, dass drei Häftlinge während der Todesmärsche gestorben und in Farge vergraben wurden. Drei weitere Häftlinge gehörten wahrscheinlich zum Kommando Farge selbst.
Tatortfotos
Die Polizei Osterholz nahm noch am gleichen Tag die Ermittlungen auf. Den Beamten war bewusst, dass sich in der Nähe ein KZ befunden hatte. Auch die Bauarbeiter, die die Toten gefunden hatten, wussten das. Die Beamten gingen deshalb davon aus, dass es sich bei den Toten um ehemalige Häftlinge handelte. Der Fundort wurde von der Kriminalpolizei nun wie ein Tatort behandelt. Kriminal-Polizeiobermeister Rossbach machte Fotos, eine Ermittlungsakte wurde angelegt.
Ermittlungen
Die Exhumierung wurde einige Tage später unter Leitung des Erkennungsdienstes der Kriminalpolizei Stade und der Staatsanwaltschaft Verden vorgenommen. Dabei wurden zwölf weitere Leichen gefunden. Ein Gerichtsmediziner aus Göttingen untersuchte die sterblichen Überreste. Er stellte fest, dass mindestens ein Toter an einer Schussverletzung gestorben war. Die Kripo fertigte einen Lageplan des Fundorts an, der in weiten Teilen fehlerhaft ist. Deutlich erkennbar aber ist die Sanddüne, neben der sich das Gräberfeld befand.
Zeugensuche
Die Ermittlungen endeten nicht mit der Untersuchung der gefundenen Toten. Der Oberstaatsanwalt in Verden forderte die Kripo auf, den Farger Arzt Dr. Walter Heidbreder zu vernehmen. Auch nach dem Lagerkommandanten „Walldorf“ sollte gesucht werden. Gemeint war Karl Walhorn, Kommandant des „Arbeitserziehungslagers“ (AEL), nicht des KZ-Außenlagers. Heidbreder gab an, nicht der zuständige Arzt des Außenlagers gewesen zu sein. Die Ermittler wussten nicht, dass auch Tote des AEL im Bereich der Fundstelle vergraben worden waren. Zu ihnen hätte Heidbreder Auskunft geben können.
Anonyme Beisetzung
Ende Juni wurden die sterblichen Überreste der ehemaligen Häftlinge auf dem Friedhof des ehemaligen Marinehospitals Neuenkirchen beigesetzt. Die Ermittlungen gingen aber zunächst weiter. Vor allem sollte Heinz Weidemann vernommen werden, der inzwischen als für das KZ-Außenlager zuständiger Arzt galt. Letztlich wurden die Ermittlungen eingestellt, weil sich weder weitere Namen noch Todesursachen feststellen ließen.