Hospitalfriedhof

Tod nach Kriegsende

Gezeigt wird ein Foto von einem Friedhof im Winter.
Gräberfeld für die Toten des Marinehospitals, 2011
Quelle: Denkort Bunker Valentin/LzpB Bremen

In der Neuenkirchener Heide wurde im Mai 1945 ein Friedhof für Zwangsarbeiter:innen und KZ-Häftlinge angelegt, die im benachbarten Marinehospital an den Spätfolgen ihrer Haft gestorben waren. 118 Menschen wurden hier zwischen Mai 1945 und Oktober 1946 bestattet. Unter ihnen waren Zwangsarbeiter:innen, die auf der Bunkerbaustelle gearbeitet hatten und KZ-Häftlinge, die nach der Befreiung des Lagers Sandbostel zur medizinischen Versorgung nach Schwanewede gebracht worden waren. Neun Gräber sind anonym. Viele Opfer sind im Laufe der Jahre in ihre Heimatländer oder das Ehrengrab in Bremen-Osterholz überführt worden. 106 Opfer der NS-Gewaltherrschaft liegen bis heute auf dem Friedhof.

Hospital der Kriegsmarine

Abgebildet ist ein schwarz-weißes Gruppenfoto. Es zeigt uniformierte Männer sowie Frauen, die sehr schick gekleidet sind. Hinter der Menschenmenge ist die Baracke zu sehen.
Personal des Marinehospitals Neuenkirchen bei der Übergabe an den Landkreis, April 1945
Quelle: Sammlung Rainer Hager

Einige Opfer wurden erst Ende der 1950er Jahre auf dem Hospitalfriedhof beigesetzt. Ihre sterblichen Überreste waren in Sammelgräbern bei Bauarbeiten in der Region gefunden worden. Die meisten Toten aber waren an den Folgen ihrer Haft im benachbarten Hospital gestorben. Dieses Hospital war erst kurz vor Kriegsende auf bis zu zehn Baracken erweitert worden. Verantwortlich dafür war die Abteilung Sanitätswesen der Organisation Todt (OT) unter der Führung von Dr. Heinz Weidemann. Noch vor der Ankunft alliierter Truppen übergab die OT das Hospital an den Landkreis Osterholz. Die britische Armee übernahm es kurz nach ihrer Ankunft.

Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt

Abgebildet ist ein Mahnmal mit der Inschrift "Den hier ruhenden toten des Krieges 1939 bis 1945 zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung"
Mahnmal auf dem Hospitalfriedhof 2011
Quelle: Denkort Bunker Valentin/LzpB Bremen

Transkript:

Den hier ruhenden Toten des Krieges 1939-1945 zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung

Noch heute erinnert ein Mahnmal auf der Stirnseite des Gräberfeldes allgemein an die „Toten des Krieges" von 1939 bis 1945. Dies schließt z.B. auch deutsche Soldaten oder Opfer der Luftangriffe auf deutsche Städte ein. Diese Gleichsetzung von Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft auf der einen und der Tätergesellschaft auf der anderen ist zeittypisch. 

Erinnerung

Gezeigt wird eine Tafel mit Inschrift vor einem winterlichen Hintergrund.
Gedenktafel des „Standortältesten" der Kaserne in Schwanewede, 2011
Quelle: Denkort Bunker Valentin/LzpB Bremen

Transkript:

Auf diesem Friedhof, der ursprünglich eine Begräbnisstätte für Bürger aus dem Raum Schwanewede war, ruhen auch Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Jugoslawien, Polen, Sowjetunion, Spanien und Ungarn.

In den Jahren 1943 bis 1945 waren sie als KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter gezwungen, unter unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen beim Bau des U-Boot-Bunkers in Farge, von Ölbunkern und sonstigen unterirdischen Versorgungseinrichtungen in der Neuenkirchener und Schwaneweder Heide Frontarbeit zu leisten. 

Obwohl sie gegen Kriegsende im April 1945 durch britische Truppen aus den Händen ihrer Unterdrücker befreit wurden, kam für sie jede Hilfe zu spät. Sie starben an den Folgen ihrer Gefangenschaft und fanden hier ihre letzte Ruhestätte. 

Der Standortälteste Schwanewede 

Die Gedenktafel des Standortältesten ist zwar eindeutig, erinnert aber nur an die Toten der Bunkerbaustelle. Wie viele KZ-Häftlinge aus Farge tatsächlich darunter waren, ist unklar. Dass auch Opfer aus anderen Lagern hier bestattet sind, wird nicht erwähnt. Dieses Missverständnis ist Folge von zunächst geringem Wissen über die Geschichte des Friedhofs und der dort beigesetzten Opfer.

Weitere Gräber

Gezeigt wird ein schwarz-weißes Bild von einem Friedhof, im Hintergrund ist ein Waldstück zu sehen.
Ehrenfriedhof für die Opfer der NS-Verbrechen, 1965
Quelle: Heimatverein Farge-Rekum

Der Hospitalfriedhof ist nicht der einzige Ort, an dem Opfer der Zwangsarbeit auf den Rüstungsbaustellen in Farge-Rekum beigesetzt wurden. In der Rekumer Feldmark, zwischen dem KZ-Außenlager und dem „Arbeitserziehungslager“ befand sich ein Gräberfeld mit etwa 800 Toten. Im Bockhorner Wald waren im Winter 1941/1942 mindestens 142 sowjetische Kriegsgefangene verscharrt worden. Weitere Opfer sind auf den Gemeindefriedhöfen in Farge und Aumund bestattet worden. Die meisten Toten wurden exhumiert und entweder in ihre Heimatländer überführt oder im Ehrengrab auf den Osterholzer Friedhof beigesetzt.

Militärisches Sperrgebiet

Gezeigt wird ein Bild von einem Schild mit der Inschrift "Friedhofsanlage für Übungen gesperrt"
Hinweis am Eingang zum Hospitalfriedhof 2011
Quelle: Denkort Bunker Valentin/LzpB Bremen

Transkript:

Friedhofsanlage für Übungen gesperrt

Bis heute liegt der Friedhof im Bereich eines militärischen Übungsplatzes. Allerdings ist das Gebiet des Friedhofs selbst für Übungen gesperrt. 

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